In dieser Adventszeit begleitet mich als geistliche Lektüre (nicht zum ersten Mal) das Buch von Ermes Ronchi: „Die Weihnachtsüberraschung“. Gleich zu Beginn des Buches blieb ich kurz nach dem 1. Advent an diesem Gedanken hängen: „Der Stall von Betlehem ist ein Symbol für mich; ich, dieses Geschöpf aus Erde, aus ‚Lehm‘, bin die Grotte, in der immer neu und immer wieder der Sohn Gottes zur Welt kommt. Christus wird als Kind dieser Erde geboren, damit ich als Kind des Himmels geboren werde. ‚Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden‘, heißt es im Johannesevangelium (1, 12). Nicht nur die Möglichkeit gibt er, sondern die ‚Macht‘: jenes mächtige Potenzial, das bereits aus der Menschwerdung Gottes ausströmt … Ich bin nicht, noch nicht und nie, Christus, aber ich bin diese unendliche Möglichkeit.“
In der Woche nach dem 3. Advent hat die „Krippenmannschaft“ in unserer Pfarrkirche St. Johann die Krippe und die Weihnachtsbäume aufgestellt und ich war zufällig dabei, als einer der Männer das Stroh in den Stall und in den Krippentrog verteilte. Nun ist also alles bereit, damit Maria und Josef kommen können und das Kind geboren werden kann, dachte ich mir.
Aber dann ging der Gedanke weiter: wenn diese Familie mit einem Neugeborenen, mit Ochs und Esel und mit Sack und Pack nach einiger Zeit diesen Stall wieder verlässt und weiterzieht, dann bleibt von dem Stroh doch eher viel Mist über … So ist das nun mal bei uns Menschen, dass wir, wie viele andere Lebewesen, auch viel Mist hinterlassen.
Dieser „Stall von Betlehem ist ein Symbol für mich“ … manchmal bin ich bereit und gut gerüstet, dass Gott bei mir und durch mich in die Welt hinein kommen kann, aber oft genug sammelt sich bei mir im Leben auch eine Menge „Mist“ an. Doch genau dahinein will Gott kommen, diesen, und keinen anderen Ort, hat er sich ausgesucht – mein Leben, unsere Welt mit all dem Stroh, dass wir ihm anbieten aber auch mit all dem Mist, den wir anrichten.
Ich bin – jeder Mensch ist - eine unendliche Möglichkeit Gottes, damit er Mensch werden kann; diese „Macht“ hat Gott uns an Weihnachten geschenkt. Wir müssen nur bereit sein, „ihn aufzunehmen“, - in den Stall meines Leben und unserer Welt mit Stroh und mit Mist.
Hans-Bernd Serries